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Canon EOS M50 – Kurzreview

Ende Januar berichte ich hier, wie ich mir keine M100 kaufte — ein paar Monate, nachdem ich mir die M5 kaufte und zurück schickte, weil sie mir nicht so richtig zusagte.

Auch wenn ich den Post mit den Worten “Warum denke ich überhaupt über Kameras nach, wenn die Bearbeitung immer so eine Mammutaufgabe ist? 🙈” abschloss, kümmerte ich mich natürlich nicht drum, viele Fotos zu bearbeiten, sondern recherchierte weiter, was die Welt der spiegellosen Kameras für mich bereit hält.

Zuerst war da die Fuji X-A5-Ankündigung. 599€ inklusive einem Objektiv mit brauchbarer Brennweite, man kann Fotos machen, es gibt einen Mikrofon-Jack, ja warum nicht. Ich lieh mir sogar Chris’ X-T20 für ein Wochenende, um mal zu schauen, wie mir Fuji so liegt. So richtig begeistert war ich nicht, was nicht zuletzt am schlechten Wetter (oder Berlin) lag — mittlerweile gab es aber sowieso Gerüchte, dass Canon noch vor Ende Februar eine neue Spiegellose ankündigen wird. Etwas verwirrt, da die M5, M6 und M100 jetzt ja so Schlag auf Schlag kamen, harrte ich also aus und verfolgte täglich die neusten Entwicklungen bei CanonRumors.

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Tatsächlich wurde die EOS M50 angekündigt. Neuer Sensor, Überall-Hinklapp-Display und, man mag es kaum glauben, es ist immerhin Canon: 4k-Video. In 24 FPS! Dazu kommt der von mir sehr gewünschte Mikrofon-Eingang. Das klang für mich erstmal viel zu gut um wahr zu sein. Als der Preis bekannt wurde, war ich noch überraschter. Nur 579€. Das ist weniger als die Hälfte von dem, was mich die M5 vor 5 Monaten gekostet hätte.

Ich bestellte direkt im Canon Store vor. Zunächst nur das Kit, Body-only gab es nicht. Dazu noch bei Calumet (support your local dealer!) und Amazon, als es da auch zwei Wochen später verfügbar war. Am 27. März sollte geliefert werden. Am Ende wurde es tatsächlich ein Body aus dem Canon Store, da Calumet mir kein Lieferdatum nennen konnte und Amazon das Lieferdatum einen Tag vor Erscheinen um zwei Wochen nach hinten verschob.

(Ja, ich bekam erst das Kit, bestellte den Body hinterher, da der am Release-Tag auch im Shop freigeschaltet wurde — der kam direkt am nächsten Tag an.)

Mittlerweile war ich ein bisschen mit der Kamera unterwegs (Low-Light-Performance bei einer Rathausführung und ein normaler sonniger Kurzurlaub) und hier sind, ungeordnet, meine ersten Gedanken:

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Autofokus

Der Autofokus funktioniert echt gut. Dual Pixel hält, was es verspricht. Es ist ein bisschen schade, dass der Augen-Autofokus nur in Kombination mit so einem “Zone”-Autofokus geht, ich würde mir wünschen, dass man den auch mit dem “ich hab einen AF-Punkt in der Mitte”-Modus kombinieren könnte.

Über den Touchscreen kann man den AF-Punkt mit dem Finger verschieben, was ganz praktisch ist. Auch während man durch den Sucher schaut — hier sollte man einstellen, dass nur ein Teil des Screens dafür benutzt wird, ansonsten verstellt man sich ständig mit der Nase den Autofokus. Insgesamt passierte es mir ein paar mal, das der Punkt nicht da war, wo er hinsollte. Hätte gerne noch eine Möglichkeit ihn ganz fix zu setzen.

Displays

Kann man nicht meckern. Das Klappdisplay klappt überall hin, der elektronische Sucher ist auch in Ordnung — bisher benutze ich ihn aus Gewohnheit noch mehr. Tatsächlich hatte ich das hintere Display oft in der “Schutzstellung” und hab nur den Sucher verwendet, auch mal ganz schön, wenn man nicht ständig kontrolliert, wie das Bild aussieht.

Die Umschaltung zwischen Display und EVF funktioniert problemlos, mit dem typischen Delay halt. Ist okay. Ich hab mir die manuelle Umschaltung trotzdem auf einen Knopf gelegt.

Bedienung

Ja, es ist eine Einsteigerkamera. Abgesehen von den Spielzeug-DSLRs/Point and Shoots ist es wohl eine der billigsten Kameras, die Canon im Angebot hat. Tatsächlich merkt man das aber nur an ein paar Sachen, wie zum Beispiel, dass es viel zu wenig Knöpfe und Räder gibt, und dass die vorhandenen viel zu klein sind. Naja.

An das meiste kann man sich gewöhnen, dass man nicht Blende und Belichtungskorrektur mit zwei einzelnen Rädern ändern kann, nervt allerdings schon etwas.

Eine weitere Einschränkung scheint zu sein, dass man die Kamera nur über einen versteckten SCN-Szenenmodus in einen Silent Mode stellen kann, wo nur der elektronische Shutter benutzt wird und sie damit… ihr ahnt es… silent wird. Da kann man aber nur umständlich hin navigieren und hat dämliche andere Optionen drin. Warum ist das nicht einfach eine Option im Drive-Menü?

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Videos

Full HD bis 50 FPS, 4K in 24 FPS, da kann man sich nicht beschweren. Doch natürlich kommt letztes mit einem kleinen Catch, wir wären ja sonst nicht bei Canon (und — naja — nicht im Niedrigpreissegment): Wenn man in den 4K-Modus geht hat man zusätzlich zum 1,6-fach-Crop nochmal einen 1,5-fachen Extra-Crop. Besser wäre es natürlich ohne, aber man kann damit leben. Mit dem EF-M 11-22mm kommt man da auf etwa 26mm, das reicht gerade noch für ein Selfie — besser war das bei dem Camcorder, den ich zwischendurch hatte, auch nicht.

Tatsächlich habe ich die Video-Funktion noch nicht genug benutzt, um irgendetwas dazu sagen zu können.

Akkuleistung

Eine Sache, mit der man natürlich jetzt leben muss. Canon gibt circa 300 Bilder pro Akkuladung an, vielleicht stimmt das sogar. Egal, einfach immer zwei oder drei dabei haben, dann ist man auf der sicheren Seite. Aktuelle, teure, spiegellose sind da mittlerweile weiter (die Sony A9 soll echt gute Akkus haben!), aber wir sind hier ja Einsteigerklasse.

Geil wäre es, wenn man die Kamera wenigstens per USB-Akku laden könnte. Leider scheint das nicht so einfach zu sein, das zu integrieren, daher hat Canon hier natürlich, wie bei allen anderen Kameras, darauf verzichtet. Schade.

Gewicht

Geil! Man merkt fast nicht, dass man sie dabei hat.

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Crop

Das Crop-Life nervt mich ziemlich. Also vor allem, weil ich kein Objektiv mehr habe, was nicht viel zu lang ist am Crop. Mein 40mm-Pancake ist schon grenzwertig, 50mm, 85mm, 70-200mm. Erst vor ein paar Monaten verkaufte ich mein 28mm/1.8, weil ich dachte, dass ich eh nie wieder eine Crop-Kamera besitzen werde. Falsch gedacht!

Für die M50 hab ich nun das oben erwähnte 11-22mm, an und für sich, so für Draußen und Licht ist das auch ganz toll, bei einer Wanderung durch das Hamburger Rathaus hätt ich mir aber doch öfter etwas mehr Lichtstärke gewünscht — hatte das 16-35mm/2.8L aber nicht dabei.

(Letzteres könnte ich natürlich allgemein als weites Objektiv dran benutzen, aber es wiegt mehr als die Kamera und das ist ja auch nicht im Sinne des Erfinders)

Im Laufe des Jahres soll wohl noch ein 32mm/1.4 oder so kommen, das klingt an sich schonmal gut. Mal sehen, wie teuer es wird.

Bildqualität

Bisher bin ich ganz zufrieden. Jetzt, wo ich mir die Bilder mal genau angucken kann, weil Lightroom CC auch das neue CR3-Format versteht, habe ich nichts groß auszusetzen. Farblich sieht das alles aus wie aus der 6D, bei wenig Licht rauscht es aber schon spürbar mehr — schon überraschend, wieviel Vorsprung der alte 6D-Sensor da noch hat, nur weil er etwas größer ist.

Ich halte euch natürlich, wie beim Macbook, auf dem Laufenden, was sich noch ergibt und verbleibe mit einem positiven Ersteindruck. Die spiegellose Technik ist mittlerweile auf jeden Fall so weit, dass ich mich auf den ersten Vollformat-Aufschlag von Canon freue, der hoffentlich spätestens 2019 kommt. So lange greife ich aber auch noch sehr gerne zur 6D. Wiegt zwar etwas mehr, aber man hat dafür auch was in der Hand.

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