Manchmal möchte ich etwas, was mir total sinnvoll erscheint und dann muss ich leider feststellen, dass es einfach nicht möglich ist.
Wie hat man früher in der Familie Adressdaten geteilt? Richtig, es gab so ein altes Büchlein, das ab und an mal neu geschrieben wurde. Da stand alles drin und wollte man wissen, wo Tante Erna wohnt, dann konnte man es einfach nachschlagen. Toll!
Heutzutage möchte man das natürlich alles digital haben, und da stößt man an unüberwindbare Grenzen. Zumindest habe ich noch keine wirklich schöne Lösung gefunden.
Das erste Problem ist, dass iCloud kein Sharing von Adressbüchern erlaubt. Man kann zwar vier Terabyte Fotos und Dokumente in die Cloud laden und nach belieben mit allen anderen Apple ID-Inhabern sharen und auch mit Kalendern klappt das super, aber Kontakte? Fehlanzeige.
Nun könnte man sich überlegen, dass man das einfach selbst übernimmt. Die Kontakte-App kann ja mehrere Accounts und unterstützt natürlich CardDAV. Nun geht man also hin und sucht sich eine schöne Software, die CardDAV spricht, die man selber hosten will. Man will ja seine ganzen Familienkontakte nicht bei Google oder Microsoft hochladen.
Was gibt es da? Bei meinen Recherchen ist mir erstmal nur Nextcloud und Baikal aufgefallen, letzteres ist eine ganz schlanke CardDAV-Implementierung mit der SabreDAV-PHP-Library. Da ich keine Lust hatte, ein Nextcloud nur für ein paar Kontakte aufzusetzen, versuchte ich es also mit Baikal.
Baikal kann nun keine mit mehreren Benutzer:innen geteilten Adressbücher aber das war mir erstmal egal, das könnte man ja selber noch einbauen. Erstmal ging es mir darum, überhaupt damit zu synchronisieren. Leider musste ich feststellen, dass es einfach nicht funktioniert, egal, welche Zugangsdaten ich auf welche Weise eingebe. Es gibt tausend Github Issues, wo Leute alle möglichen Kombinationen probieren, manchmal klappt es dann, oft nicht – bei mir jedenfalls nicht.
Da ich den Baikal-Docker-Container eh noch im Terminal offen hatte, konnte ich auch ganz gut sehen, woran es liegt, denn die Contacts.app auf MacOS macht einfach kaum Requests an den Server, und wenn, dann die falschen. Lege ich in dem “synchronisierten” Addressbuch einen Kontakt an, passiert einfach nichts. Auch nicht nach fünf oder fünfzehn Minuten, egal, welchen Synchronisierungsintervall ich auswähle. Äh, ja.
Was allerdings gut funktioniert ist die Contacts.app auf dem iPhone. Hier klappt alles. Account eingerichtet, Kontakte werden geladen. Pull to Refresh in der App sorgt für eine neue Synchronisation. Lege ich einen Kontakt an, wird er direkt an den Server gepusht.
MacOS scheint einen Fehler in der CardDAV-Implementierung zu haben, was ich gar nicht verstehen kann. Warum? Warum funktioniert es auf iOS, wurde das da komplett neu gebaut? Whyy.
Ich hätte noch die klitzekleine Hoffnung, dass ein Update auf das neuste MacOS es vielleicht fixen könnte, aber so richtig ist es mir den Aufwand nicht wert.
Nun könnte man sagen, dass es ja reicht, wenn es am iPhone geht, wenn ich Tante Erna anrufen will, mache ich das ja normalerweise vom Telefon aus. Aber naja, so richtig geil finde ich es nicht. Wenn ich mich hinsetze und meine Kontakte aufräume und kategorisiere, dann würde ich das für alle machen wollen, nur noch über meine eigene Baikal-Instanz syncen und fertig.
Aktuell würde das dazu führen, dass ich auf dem Mac gar keine Kontakte mehr habe und… keine Ahnung, in iMessage nicht mehr die Namen, sondern nur noch Nummern stehen? Wie dumm wäre das.
Ich bleibe wohl erstmal dabei, dass unsere gemeinsamen Kontakte nicht synchronisiert sind und manche Nummern halt nur in einem Spreadsheet stehen, weil man sie eh nur alle fünf Jahre mal braucht.
Spannend an der Sache fand ich auch, dass es ein Problem zu sein scheint, was keiner meiner bekannten hat. Wahrscheinlich ist es auch einfach nur ein Philipp-Problem, sonst würde vielleicht mal jemand bei Apple das Problem fixen, oder Kontakte-Sharing in iCloud einbauen.
Als ich andere fragte, wie sie das machen kamen Lösungen wie “ja, ich share dann kurz den Kontakt aus der App per AirDrop, Nummern und Adressen ändern sich ja selten”. Ich wünschte, ich könnte so eine Ansicht akzeptieren, aber die Adressen mancher meiner Kontakte änderten sich in den letzten 30 Jahren bestimmt zwei oder drei Mal!
Wie macht ihr das? Bitte antwortet aber nur, wenn ihr wirklich eine digitale, gut funktionierende Lösung habt.
PS: Dass ich eigentlich gerne ein schönes privates CRM hätte, um Kontakte und Notizen zu ihnen zu managen, erzähle ich gar nicht erst. Es gibt zwar Monica, aber das ist uralt und der CardDAV-Sync davon funktioniert aus den bekannten Gründen auch nicht vernünftig.