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Der privateste Blog von Philipp.

Von Allmen und Ulmen

Vor ein paar Wochen las ich die gesamte Allmen-Reihe von Martin Suter. Also, naja, ich habe sie angehört. Jedenfalls hatte ich viel Spaß dabei. Dabei geht es um einen ehemals relativ wohlhabenden Typen, dessen Haupt-Trait es ist, weiterhin einen entsprechenden Lebensstil zu führen und entsprechend viel Geld auszugeben, obwohl er schon länger nicht mehr über die Mittel verfügt.

Über ein paar Umwege kommt er dadurch in etwas weniger legale Fahrwasser und gründet irgendwann die Allmen International Inquiries, eine Firma um verlorengegangene Kunstgegenstände wieder zu finden. Die sechs Bücher handeln nun also davon, wie Allmen, zusammen mit mit Carlos, seinem ehemaligen Diener und zwangsläufig Geschäftspartner, diverse Verbrechen begeht und aufklärt. Wie schon gesagt war das alles ganz unterhaltsam.

Nachdem ich durch war, dachte ich mir, dass sich das doch wunderbar für eine Verfilmung eignet, so vom öffentlich rechtlichen oder so, mit irgendeinem lustigen deutschen Schauspieler. Heiner Lauterbach, Jan Josef Liefers, oder so. Tatsächlich wurde ich fündig, ein paar Bücher wurden schon verfilmt, tatsächlich irgendwie für Das Erste / ORF. Da hatte ich den richtigen Riecher! Nur beim Schauspieler lag ich daneben, Heino Ferch hatte ich nicht unbedingt auf meiner Shortlist.

Natürlich musste ich schleunigst mal reingucken. Leider war das erstmal gar nicht so einfach, denn alle Mediathek-Links gingen nicht mehr, aber bei mediatheksuche.de gibt es Direktlinks zu den Video-Files und die funktionieren wohl auch später noch. Nach den ersten Minuten kam es aber schon zur großen Ernüchterung, es ist ziemlich schlecht umgesetzt. Also, ich will keinem zu Nahe treten, vielleicht findet es auch jemand gut, aber es ist auf jeden Fall überhaupt nicht so umgesetzt, wie ich mir die Figuren vorgestellt habe, von diversen Abweichungen bei der Handlung mal abgesehen.

Hier eine kurze Liste von Sachen, die ich wirklich schlecht getroffen fand (enthält natürlich irgendwie Spoiler für die Bücher):

  • Allmen raucht dauerhaft. Ich weiß nicht mehr genau, wie es im Buch war, ist jetzt auch schon wieder ein paar Wochen her, aber es wäre mir aufgefallen, wäre jeder zweite Satz “Allmen steckt sich eine Zigarette an” gewesen, das fällt mir nämlich meistens sofort auf.
  • Das ganze Geld verprassen, was im Buch ewig durchgekaut ist, fehlt im Film. Vielleicht ist das so eine Sache, die von den Adapteuren irgendwie mehr auf die ganze Film-Reihe gestreckt wurde, oder so, kann ich nicht beurteilen, da ich mir nicht mehr als den Ersten anschauen werde.
  • Carlos, sein Diener, ist aus Kolumbien und spricht im Buch öfter spanisch, etc, im Film ist von der Atmosphäre nichts übrig.

Keine Ahnung, ob es jetzt vielleicht gute Filme sind, aber ich war beim Schauen einfach nur total sauer, dass kaum etwas so umgesetzt war, wie in meiner Fantasie. Ich hatte das ja zuletzt bei Becks letzter Sommer, dazu schrieb ich hier anscheinend noch gar nichts! Da gefiel mir das Buch auch sehr gut, und als ich mit bekam, dass es einen Film mit Christian Ulmen dazu gab, war ich zuerst sehr entzückt. Da es keine andere Möglichkeit gab, lieh ich mir den Film dann für 4,99€ oder so aus, schaute die ersten 40 Minuten und entschied mich dafür, ihn nicht weiter zu gucken, eine Seltenheit bei etwas, wofür ich Geld ausgegeben habe.

Ulmen hatte das Buch zwar perfekt als Hörbuch vorgelesen im Film fehlte aber gefühlt alles, was Ulmen sonst gut kann, und was ich mir beim Hörbuch auch gut vorstellen konnte. Insgesamt sprintete der Film gefühlt durch den ganzen ersten Teil des Buches um schnell zum Roadtrip-Teil zu kommen — den Abschnitt, den ich persönlich am langweiligsten fand. Den schaute ich auch gar nicht mehr, keine Lust darauf.


Ich werde in Zukunft bei Buchverfilmungen wohl etwas skeptischer werden und nicht direkt in Jubelsprünge verfallen, sobald ich was von einer Filmumsetzung lese. Kann nicht alles so toll sein wie So was von da.