Everdell
Auf der endlosen Suche nach einem Gesellschaftsspiel zur Weihnachten, fand Hannah unter anderem Everdell. Wie auch bei allen anderen Spielen, die wir uns anguckten, schauten wir kurz das Review-Video vom SpieleBlog, einem YouTuber mit relativ wenigen Subscribern und wenigen Views auf den Videos, der aber trotzdem immer auf Platz drei der Suchergebnisse bei jedem Spiel auftaucht. Kurios.
Das Spiel sah wunderschön aus und klang spannend, ein bisschen wie Brügge. Also ab unter den Baum damit, liebes Christkind!
Profis würden sagen, dass es sich um ein Worker Placement und Tableau Building-Game handelt. Für alle, denen das jetzt nichts sagt, und die auch das bereits erwähnte Brügge nicht kennen, erkläre ich es mal in Kurzfassung:
Man hat Arbeiter (am Anfang 2, am Ende 6) und kann diese an verschiedenen Orten abstellen, damit sie dort Dinge tun, zum Beispiel eine der vier Resourcen sammeln (Worker Placement). Des Weiteren hat man Karten auf der Hand, die jeweils süße Tierchen oder Bauwerke beinhalten. Diese kann man, wenn man die richtigen Resourcen im Lager hat, ausspielen und damit seine Stadt aufbauen (Tableau Building).
Die Karten in der Stadt haben natürlich verschiedene Typen und diverse Effekte, die sofort, bei jedem Zug oder am Ende des Spiels wirken, die Mechaniken sind soweit ja nicht neu.
Das Spiel teilt sich in vier Phasen, hier Jahreszeiten, die allerdings nicht von allen Spieler:innen gleichzeitig bestritten werden. Es kann zum Beispiel sein, dass die/der erste Spieler:in schon alle seine Ressourcen und Arbeiter aufgebraucht hat und nichts mehr machen kann — ein Wechsel der Jahreszeit schafft hier Abhilfe, alle Arbeiter kommen zurück nach Hause und können in den folgenden Runde neu verteilt werden. Die anderen Spieler:innen betrifft das allerdings nicht, jeder entscheidet selbst, wann eine Jahreszeit vorbei ist.
Auch das Ende des Spiels ist damit asynchron, die/der Spieler:in, der/die zuerst alles ausgespielt hat und am Ende des Herbstes ist, ist fertig und muss warten, bis die Anderen fertig sind.
Am Ende gewinnt natürlich der oder die mit den meisten Siegpunkten, die man an diversen Ecken sammeln kann — zum Beispiel über die ausgespielten Tiere und Bauwerke, oder über die “einfachen” und “besonderen” Ereignisse — letztendlich sind das einfach Karten mit besonderen Bedingungen, die man erfüllen muss, damit man sie nehmen und die Punkte kassieren kann.
Das Spielmaterial ist, wie schon gesagt — irgendwie ist das auch einer der Hauptpunkte eines jeden Reviews — sehr schön gestaltet. Es gibt sehr viele Karten mit hübschen Bildchen, natürlich das Spielbrett und den Baum! Letztendlich ist er natürlich auch nur ein Stilelement, und trägt jetzt nichts zum Spielverlauf bei, aber es sieht schon witzig aus.
Die unterschiedlichen Ressourcen (Holz, Harz, Kieselsteine, Beeren) sind toll, die Beeren sind sogar so squishy, das macht Spaß damit zu spielen.
Anscheinend hatten wir auch das Glück und ergatterten eine der letzten Collectors Editions und wurden belohnt mit Siegpunkt-Markern aus Metall, und noch ein paar anderen Kleinigkeiten, wie zusätzlichen Karten und einem Satz “legendärer” Bauwerke und Tiere, die nochmal eine kleine Komplexität ins Spiel bringen.
Unzählige Runden später, wir spielten seit Heiligabend jeden Tag, kann man sagen, dass es nicht nur gut aussieht, sondern auch viel Spaß macht. Alle Runden waren ziemlich unterschiedlich, bis auf die Tatsache, dass ich fast jede Runde verlor. Punktemäßig waren wir immer in der Range von 40-70, das eine Spiel, was ich gewann, schloss ich mit knapp 100 Punkten ab. Aber eigentlich ist man auch immer relativ nah beieinander.
Das Spiel hat natürlich einige Elemente die vom Glück abhängig sind, das fängt schon mit den Wald-Orten an, das sind vier zufällig gezogene besondere Orte, an denen man Ressourcen abbauen kann, meistens noch mit einem extra Twist (z.B. “Wirf drei Karten ab und nimm drei beliebige Ressourcen”). Die bestimmen das Spiel schon ganz schön, und wenn man da zu Spielbeginn blöde zieht, hat das im Grunde Auswirkungen auf die ganze Runde.
Ebenfalls ist natürlich jede gezogene Karte zufällig, und zumindest im Spiel mit zwei Spieler:innen zieht man den Nachziehstapel meistens nicht leer, d.h. es sind so viele Karten, dass man jetzt nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass man die Karte XYZ jetzt auf jeden Fall noch bekommt — vielleicht liegen die zwei Königinnen einfach am Ende des Stapels.
Everdell ist auf jeden Fall mehr als nur ein hübsches Spiel. Es ist nicht super-komplex und trotzdem anspruchsvoll, jede Partie ist durch die zufälligen Elemente etwas Besonderes und man muss, vor allem am Anfang, mit jeder gezogenen Karte umdenken und seine Strategie für die nächsten Runden neue ausrichten.
Ich hab keine Ahnung von Brettspielen, und bisher auch nicht super viele verschiedene gespielt, aber Everdell gehört jetzt auf jeden Fall zu meinen Favoriten. Ich freue mich auf die Zeit, wo man es auch nochmal mit mehr Leuten spielen kann.
Im Februar erscheinen auch ein paar Erweiterungen auf Deutsch, die es bereits auf Englisch gibt. Leider sind sie, wie das Grundspiel, auch relativ teuer — für 60€ kaufte ich bisher immer eher zwei Brettspiele — aber naja, so viele Partien wie wir jetzt schon gespielt haben, hat sich das Geld auf jeden Fall schon gelohnt.